Seit zwei Jahren ist Michaelas Sohn (22) in Haft. Ein Besuch in der Jugendstrafanstalt wird für die Mutter dreier erwachsener Kinder zum Schlüsselerlebnis. Da nämlich, auf dem Flur, im Wartebereich, sind Menschen, denen sie nichts erklären muss. Menschen, denen es genauso geht wie ihr. Menschen, die sie verstehen. Mitglieder aus Täterfamilien, die darauf warten, die Insassen zu sehen.
„Das war wie ein magischer Augenblick, ein emotionaler Moment. Ich habe zu meinen Töchtern gesagt: `jetzt sehen wir Menschen, die das gleiche haben, was wir haben`. Da kam mir die Idee zu einer Selbsthilfegruppe“, erinnert sich Michaela A (58). „Menschen in ähnlichen Situationen, die sich austauschen können, über dieses Thema, das ja ein Tabuthema ist. Wo man offen sein kein, mal reden kann, aber auch nicht reden muss, wenn man mal nur zuhören will.“
Ein „Herzensprojekt“ nennt Michaela A. die Gründung dieser Selbsthilfegruppe. Zuhause nämlich, sei sie wieder allein mit ihren Gefühlen gewesen. „Viele wollen davon gar nichts hören. Wieder anderen mag man es nicht erzählen“, sagt Michaela, „es ist kompliziert“.
Treffpunkt der Gruppe soll in Ibbenbüren sein, sie ist als Gruppe für Angehörige ausgelegt. Wer Austausch und Gespräche finden möchte, kann sich zur Gruppe anmelden. Der Besuch der Gruppe ist anonym möglich, es herrscht Verschwiegenheitspflicht.
Das Netzwerk Selbsthilfe und Ehrenamt unterstützt die Gründung dieser Gruppe. Interessierte können sich melden unter Tel 0 25 72 – 9 60 16 84 oder per E-Mail an: netzwerk-steinfurt@paritaet-nrw.org.